Das Relationale Modell vom Thanatos (RMT) – Eine Theorie des Todes

  • Sebastian Scheler Innerspace
Schlüsselwörter: Tod, Sterben, Sterbeprozess, psychologisches Sterbeerleben, Relationales Modell vom Thanatos

Zusammenfassung

Auf der Basis unterschiedlicher Ansätze aus thanatologischer Forschung und Philosophie entwirft das Relationale Modell vom Thanatos (RMT) ein kohärentes Bild über das Sterben. Der Artikel stellt die drei Säulen des RMT vor: In vier Thanato-Annahmen wird eine philosophische Grundlage über den Tod in seiner wechselseitigen Bezogenheit auf Selbst und Realität entworfen. Vier Thanato-Effekte verdichten die Vielfalt phänomenologischer Aspekte des Sterbeprozesses zu Strukturmerkmalen, die das Sterben interindividuell auszeichnen. Sie konkretisieren auf diese Weise, womit jeder Sterbende rechnen muss, unabhängig von seinem ideologischen oder religiösen Hintergrund. Wie jedoch der Einzelne diesen Herausforderungen begegnet, hängt im RMT von seiner inneren Haltung im Sterbeprozess, dem Thanato-Mindset, ab. Auf Basis der wechselbezüglichen Abhängigkeit von Bewusstsein und Erleben (Relationalität) entsteht auf diese Weise ein ganzheitliches Bild über mögliche Erfahrungen in Todesnähe. Aus den drei Säulen des RMT – Thanato-Annahmen, Thanato-Effekte, Thanato-Mindset – lassen sich hypothetische Vorhersagen zum psychologischen Erleben im Sterben treffen. Zudem können Fähigkeiten konkretisiert werden, die im Umgang mit strukturellen Herausforderungen des Sterbens hilfreich sein können und daher ein positives Sterbeerleben unterstützen.

Veröffentlicht
2022-06-28