Meditation und Psychotherapie Die Vertiefung des Bewusstseins als heilende Funktion
Zusammenfassung
In dem vorliegenden Vortrag beschäftige ich mich mit dem Zusammenhang von Psychotherapie und Meditation im Arbeitsfeld der psychosomatischen Medizin. Es soll herausgearbeitet werden, wie sich Psychotherapie und Meditation gegenseitig ergänzen und befruchten, ohne sich jeweils ersetzen zu können. Wirksame Schnittstellen von Psychotherapie und Meditation werden im Erlernen von Desidentifikation und in der Entwicklung zunehmender Achtsamkeit erkannt. In der Psychotherapie geschieht dies, um sich von Störungen und Leid zu befreien, wobei unumgänglich Bewusstseinsvertiefung erlernt werden muss und dadurch qualitative strukturelle Bewusstseinsveränderung bei wirksamer Psychotherapie entsteht. In der Meditation ist die Reihenfolge umgekehrt. Hier wird Vertiefung und qualitative Veränderung des Bewusstseins angestrebt. Im Idealfall führt dies zu Befreiung von Leid und Störung, im Regelfall zu Entspannung und verbesserter Gesundheit, was zudem mit der Identifikation mit tieferen und weiteren Bewusstseinsräumen einhergeht, die über das Persönliche hinausgehen. Zwischen Meditation und Psychotherapie liegt also die Polarität eines störungsorientierten Mo dells und dem einer Salutogenese. Dazwischen befinden sich selbstverständlich viele Übergänge. So hat die Psychotherapie inzwischen viele Aspekte von Ressourcenorientierung und Salutogenese in ihren praktischen Alltag aufgenommen, während in der Meditationspraxis manchmal Störungen auftauchen, die ein therapeutisches Eingreifen erforderlich machen.