„Ganzheit“ vor und nach 1945
Bemerkungen zu Biographie und Schriften von Karlfried Graf Dürckheim (1896–1988)
Zusammenfassung
Unter westdeutschen Psychotherapeuten und denen, die sich für Meditationstechniken ostasiatischer Provenienz interessierten, erfreute sich von den 1950er bis in die 1980er Jahre Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) gewisser Bekanntheit, Gründer der „Existential-psychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte“ in Rütte im Schwarzwald, einer der ersten Lehrer des Zen-Buddhismus in Deutschland und einer der wichtigsten Vertreter der transpersonalen Psychotherapie im europäischen Raum. Zwischen 1938 und 1947 hatte er in Japan gelebt, sich dort jedoch nicht nur mit Zen-Buddhismus und Bogenschießen beschäftigt, wie er später angab, sondern in erster Linie als Propagandist des Nationalsozialismus betätigt. Diesen Teil seiner Biographie spaltete er später völlig ab. In den Büchern, die er nach 1945 veröffentlichte, finden sich jedoch frappierende Ähnlichkeiten mit dem, was er zwischen 1933 und 1945 schrieb, insbesondere in der Verwendung des Begriffs der „Ganzheit“.