Die Tonglen-Praxis aus dem Tibetischen Buddhismus
Eine universelle Methode zur meditativen Kultivierung von Mitgefühl
Zusammenfassung
Die Methode der Tonglen-Meditation wird seit Jahrzehnten in Schriften dargestellt, die Meditationsformen aus dem Tibetischen Buddhismus vermitteln, und es gibt dazu Kursangebote und Retreats, die in buddhistischen Meditationszentren angeboten werden. Am bekanntesten sind die auch ins Deutsche übersetzten Bücher der amerikanischen Meditations-Lehrerin Pema Chödrön, die, eingebettet in lebensnahe und alltagsbezogene Betrachtungen, Anwendungsmöglichkeiten der Tonglen-Praxis vermitteln. Auch im Kontext von Programmen, die das Prinzip des „Selbstmitgefühls“ in den Mittelpunkt ihrer Methodik stellen, wird seit einigen Jahren Tonglen erwähnt und beschrieben. Es ist eine Praxis, die auch die Aufmerksamkeit von Psychologen und Psychotherapeuten anzusprechen begonnen hat. Die Anleitungen zur Tonglen-Meditation eignen sich dazu, den in jüngerer Zeit zunehmend diskutierten Unterschied von Empathie und Mitgefühl genauer herauszuarbeiten und zu verstehen. In der buddhistischen Tradition gilt Mitgefühl, auch das für sich selbst, als eine geistige Kraft und heilsame Geisteshaltung und nicht nur als eine mitempfindende Emotion. Während der Anwendung der Tonglen-Praxis wird dies für die meditierende Person deutlich erfahrbar. Am Ende dieses Beitrags wird jedoch auch der Frage nachgegangen, was mit den deutlich gespürten Gefühlen während einer solchen Meditation geschehen und wie damit umgegangen werden kann.