Zwischen Schöpfungsmythen und Apokalypse
Die Klimakrise aus der Sicht von C. G. Jung: Eine psychologische und spirituelle Herausforderung
Zusammenfassung
C. G. Jung sah die Trennung des Menschen von der Natur als zentrales Problem der modernen Welt. In seinem Konzept des Unus mundus – der grundlegenden Einheit aller Dinge – betont er, dass Mensch und Natur untrennbar verbunden sind. Seit der Aufklärung führen die einseitige Betonung des Rationalismus und die zunehmende Technisierung zur Entfremdung von der Natur und damit zur heutigen ökologischen Krise. Jungs Konzept der Individuation bietet einen Weg zur Überwindung dieser Spaltung: Indem der Mensch sich mit seinen unbewussten Schattenaspekten auseinandersetzt, kann er auch seine tiefere Verbundenheit mit der Natur wiederentdecken. Hier knüpfen moderne Ansätze wie die Tiefenökologie an, die die Klimakrise als psychologisch-spirituelle Krise sehen und eine innere Transformation fordern. Autoren wie Joanna Macy oder Charles Eisenstein sehen diese Bewusstseinsveränderung als zentral für einen nachhaltigen Wandel. Krisen bieten Chancen zur Entwicklung, wenn sie bewusst durchlebt werden. In der aktuellen Klimabewegung wird Hoffnung nicht als naives Vertrauen verstanden, sondern als aktive Haltung, die Veränderung ermöglicht. So verbindet sich psychologische Individuation mit ökologischem Engagement zu einem neuen Narrativ der Verbundenheit.
