Spirituelle Krisen: Grundlagen zur Einordnung eines facettenreichen Phänomens

  • Liane Hofmann IGPP, Freiburg
Schlüsselwörter: spirituelle Krise, psychospirituelle Entwicklung, spirituelle Kompetenzen, Psychotherapie, Beratung

Zusammenfassung

In den letzten Jahrzehnten wurde in den westlichen Gesellschaften ein bis heute stetig wachsendes Angebot an psychospirituellen, bewusstseinsverändernden und transformativen Praktiken aus unterschiedlichsten historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten immer leichter zugänglich. Damit einhergehend kam es zu einem Anstieg spezifischer, klinisch relevanter Phänomene, die von Stanislav und Christina Grof als spirituelle Krisen konzeptualisiert wurden. In der Folge wurden derartige Phänomenbilder unter weiteren Begrifflichkeiten und Konzeptualisierungen, etwa als „Krisen der Bewusstseinsentwicklung“, „transpersonale Pathologien“, „Wandlungskrisen“, „transformative Krisen“, „spirituelle Probleme“ oder „emergente Krisen“ gefasst. Ein wesentliches Postulat der damit assoziierten Sichtweisen ist, dass, wenngleich krisenhafte Zustände dieser Art belastend und risikoträchtig sein mögen, ihnen dennoch ein positives, transformatives Potenzial innewohnt. Verbunden damit ist zudem das Anliegen, einer verfrühten Pathologisierung entsprechender Zustände vorzubeugen. Nicht zuletzt werden solcherlei Zustände vor dem Hintergrund erweiterter entwicklungspsychologischer Modelle als kritische Phasenübergänge in Richtung postkonventioneller bzw. transpersonaler Stadien der Selbst- und Bewusstseinsentwicklung verstanden. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die historische Entwicklung sowie grundlegende Aspekte der Spirituelle-Krisen-Thematik. Dabei liegt der Fokus auf den klinisch-psychotherapeutischen Implikationen solcher Prozesse.

Autor/innen-Biografie

Liane Hofmann, IGPP, Freiburg

Liane Hofmann, Dr. phil., ist Diplom-Psychologin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg im Breisgau. Ihre Arbeitsschwerpunkte betreffen die Möglichkeiten der Einbeziehung der spirituellen und religiösen Dimension in die klinisch-psychotherapeutische Praxis, klinisch-therapeutische Fragestellungen im Zusammenhang mit spirituellen und meditationsinduzierten Krisen sowie Spiritualität und Religiosität in der psychoonkologischen und palliativen Versorgung. Tätigkeit in der Beratung des IGPP mit dem Schwerpunkt „Spirituelle und meditationsinduzierte Krisen“. Aus- und Weiterbildungen in verschiedenen psychotherapeutischen, körperorientierten und achtsamkeitsbasierten Verfahren. Herausgeberin des Buches Spiritualität und spirituelle Krisen: Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis.

Veröffentlicht
2024-12-18