Transformation des Bösen
Zusammenfassung
Das „Böse“ erscheint als ein nicht mehr rückkoppelbares Fragment mit einer Motivation zur Zerstörung. Das destruktive Muster kann alle Komplexitätsebenen betreffen, also die soziale, individuelle, psychosomatische wie auch zellbiologische Ebene. Beziehungslosigkeit, Isolation, Unverständnis, Existenznot, Traumata und Umbruchsituationen erleichtern dem „Bösen“, sich als Haltung festzusetzen. Das „Böse“ kann weder durch eine Kontaktverweigerung allein noch durch Aggression allein definiert werden, da beide in der richtigen Dosis wichtige Qualitäten für die Lebensbewältigung beisteuern. Sie dienen der Feinregulation und Kultivierung.
Natürliche Transformationen von Grundbedürfnissen sind uns aus der Entwicklung und Erziehung sowie von unserer Sozialisation vertraut. Sozialintegrative Regelsysteme sind weit zurückverfolgbar. Spirituelle Traditionen fördern die Transformation von Verlangen auf niederem Niveau auf die Möglichkeit von Beziehungserfahrungen auf höherer Ebene.
In manchen Traditionen werden die Transformationsaufforderungen unter Angst vor Bestrafung als Normalität gelebt. In anderen Kulturen wird auf die Kraft der bedingungslosen Liebe gesetzt. Für die Psychotherapie hat sich vor allem der zweite Ansatz bewährt. Wann immer etwas aus dem inneren Kontakt gekommen ist, braucht es für seine Rückintegration eine feinfühlige Kontaktaufnahme, ein liebevolles Grundverständnis und die Entdeckung seiner sinnvollen Funktion im großen Ganzen.