Brauchen wir einen Paradigmenwechsel in den Bewusstseinswissenschaften?
Zusammenfassung eines Forumbeitrages auf dem Symposium „Angewandte Bewusstseinswissenschaften – Wissenschaft im Dienst des Lebendigen“ am 12. Oktober 2012 in Bad Abbach
Zusammenfassung
Zur Erforschung des Bewusstseins dient derzeit vor allem die moderne Neuropsychologie, welche in Verbindung mit psychometrischen Verfahren versucht, eine Beziehung zwischen objektiver Gehirndynamik und subjektiver psychischer Erfahrung herzustellen. Doch eröffnet sich genau hier ein grundlegendes Problem, denn das Sammeln neuronaler Korrelate von psychischen Erfahrungen führt am Ende zwar zu einer Beschreibung der Mechanismen, die mit dieser Erfahrung gekoppelt sind, jedoch die ebenso wirksamen subjektiven Eigenschaften, die sogenannten Qualia, werden dadurch nicht erfasst. Dies liegt in den unvermeidbaren Kategorienwechseln, die zwischen Erfahrung und Wissen stattfinden. Dem Bewusstseinswissenschaftler entgeht damit die Teilhabe am Untersuchungsgegenstand. Um den Wissenschaftsprozess vollständig zu machen, sind daher die empathischen Fähigkeiten des Wissenschaftlers unablässig, die es ihm ermöglichen können, die Wissenskategorien wieder in eine Erfahrung zu übersetzen. Die persönliche Erfahrung ist damit so essentiell für den Bewusstseinswissenschaftler, wie die Interpretation der Quantentheorie für den Quantenphysiker, um in ein tieferes Verständnis der Welt und des Bewusstseins zu gelangen.