Innere Ressourcen für die Zukunft

Über die spirituellen Kraftquellen zivilgesellschaftlicher Aktivisten und den Nutzen der Krise

  • Geseko v. Lüpke
Schlüsselwörter: Krise der modernen Zivilisation, Überwindung der Spaltung von Spiritualität und Politik, „Politik des Herzens“, Zukunft als Akt der Partizipation

Zusammenfassung

Während die einen die Welt in ihrem Wachstumswahn am Ende der Zeiten sehen, beschreiben andere die krisenhafte Gegenwart als eine Zeit des Übergangs. Sie scheinen einen Zugang zu einer Kreativität zu haben, die tiefer reicht als die Gier nach Profit, Wachstum, Status und materiellem Glück und aus der Verbundenheit mit einer inneren Kraftquelle schöpft, die aus Schmerz um die Welt Liebe für die Welt macht. Das erfordert von jedem Individuum, seine Sensibilität zu steigern – mehr zu fühlen, mehr wahrzunehmen, mehr zu lieben, um kreativ an der Schöpfung beteiligt zu sein. Dabei wird ein Weltbild sichtbar, das inneres Wachstum und politisches Handeln nicht mehr trennt und rationale Erkenntnis mühelos mit tiefen religiösen Wurzeln verbindet. Viele Aktivisten nähren ihre spirituelle Quelle, indem sie sich dem Schmerz um die bedrohte Welt stellen, durch achtsame Annäherung an das Verdrängte neue Handlungsenergie und Kraft für eine „Politik des Herzens“ gewinnen. Diese tiefe Form des Mitfühlens verändert etwas an unserer Identität. Das Selbstbild wird größer und man beginnt, sich um die Welt zu sorgen wie um sich selbst. Worum es im Kern also geht, ist die Integration von politischer Analyse, emotionaler Berührung und spiritueller Verwurzelung.  Mehr denn je gilt heute, dass wir die Möglichkeit haben, die Krise als Chance zu nutzen. Die Fähigkeit, die Zukunft für sich zu beanspruchen, ist eine kulturelle Ressource und sollte jedermann zugänglich gemacht werden. Dann wird Zukunft zu einem Akt der Teilhabe und Partizipation, weil jeder an ihr baut.

Autor/innen-Biografie

Geseko v. Lüpke

Dr. rer. pol., geb. 1958; Studium der Politikwissenschaft, Völkerkunde und Journalismus. Er unternahm ausgedehnte Reisen in alle Welt. Seit 1989 arbeitet er als freier Journalist, Buchautor und selbstständiger Redakteur. Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind die interdisziplinären Bereiche zwischen nachhaltiger Entwicklung, neuen ganzheitlichen Ansätzen in Kultur und Naturwissenschaft, Reformpädagogik, ökologischer Ethik, moderner Spiritualität und menschlicher Entwicklung. Zudem arbeitet er seit zehn Jahren als Leiter von Visionssuchen. Er versteht sich selbst als Netzwerker und „Dolmetscher“ zwischen verschiedenen Kulturen, Ansätzen und Weltbildern, sowie als Chronist und Begleiter individueller und kollektiver Übergänge. Zurzeit arbeitet er als Organisator des Kongresses „kursWechseln“ zum Jubiläum des Alternativen Nobelpreises im September in Bonn und ist einer der Hauptreferenten des Kongresses von EUROTAS im September in Gwatt/Schweiz. Zahlreiche Veröffentlichungen in Rundfunk, Tageszeitungen, Zeitschriften und Büchern: Die Alternative. Wege und Weltbilder des alternativen Nobelpreises – Pragmatiker, Pfadfinder, Visionäre (2003); Riemann, München. Altes Wissen für eine neue Zeit. Gespräche mit Schamanen und Heilern (2009); Kösel, München. Zukunft entsteht aus Krise (2009); Riemann, München. Vision Quest. Visionssuche: Allein in der Wildnis auf dem Weg zu sich selbst (2010) Drachen-Verlag. Projekte der Hoffnung. Der alternative Nobelpreis (2010) Oekom-Verlag.

Veröffentlicht
2010-08-03