Editorial

  • Heinrich Dauber
  • Dorothee Wienand-Kranz
Schlüsselwörter: Editorial

Zusammenfassung

Liebe Leserinnen und Leser,

das Ihnen vorliegende Heft mit dem Schwerpunkt „Bewusstseinsforschung – soziale Bewegungen – kreative Felder“ knüpft inhaltlich und personell an das Heft 2010/2 an, in dem es um den thematischen Schwerpunkt „Ökologische Krise(n) – zivilgesellschaftliche Basisinitiativen – Bewusstseinswandel“ ging. Dabei werden Fragen aus dem letzten Heft wieder aufgegriffen und vertieft, die besonders für diejenigen unserer Leserinnen und Leser von Bedeutung sind, die sich für die Verbindungen zwischen „innerer“ und „äußerer“ Welt, für die Verknüpfungen von Selbstreflexion und Meditation mit sozialer und kultureller Aktion interessieren und sich in ihrem jeweiligen Berufsfeld fragen, welche Konsequenzen dies für ihre professionelle Arbeit hat. Der Erforschung und Ausbildung unseres Bewusstseins in seinen verschiedenen Ebenen und Ausdrucksformen kommt dabei – aus Sicht der für dieses Heft verantwortlichen Redakteure – eine zentrale Rolle zu. Daraus hat sich auch der Aufbau des Heftes ergeben. Vorangestellt ist ein Memorandum „Zur psychosozialen Lage in Deutschland“, das im Herbst 2010 von leitenden Ärzten Psychosomatischer Kliniken, u.a. Joachim
Galuska, einem der Herausgeber dieser Zeitschrift, in die Diskussion gebracht wurde und in der Öffentlichkeit auf große Resonanz gestoßen ist. In den beiden folgenden „Grundsatzartikeln“ von Michael Plesse und Ralf Zwiebel spiegelt sich die Bandbreite möglicher Antworten auf diese Thematik: Michael Plesse, Mitbegründer der Orgodynamik®-Methode (1986) und des Seminar- und Ausbildungsnetzwerks „Orgoville International“ – Entwicklung von Essencia® (1998), erweitert und vertieft seine Überlegungen aus dem letzten Heft (2010/2) über Bewusstsein, bewusste Bezogenheit, kreative Einzigartigkeit (C1–C3) um die Dimensionen Sorge tragen (C4) und ko-kreatives Handeln (C5). Dabei stellt er vielfältige Bezüge zu anderen Autoren in beiden Heften her. Ralf Zwiebel, Psychoanalytiker und lange Jahre geschäftsführender Direktor des Instituts für Psychoanalyse und Professor für psychoanalytische Psychologie an der Universität Kassel, plädiert – ausgehend von eigenen Erfahrungen – für einen Dialog zwischen Psychoanalyse und Buddhismus, eine Thematik, mit der er sich seit Jahren theoretisch und praktisch auseinandergesetzt hat. Sowohl auf dem „analytischen“ wie dem „meditativen“ Weg kann man zu Einsichten kommen, die zu einer täuschungsfreieren Wahrnehmung der Welt und des eigenen Selbst beitragen können. Unter „Forschung und Ausbildung“ stellen wir Ihnen den multidimensionalen
Ansatz der Bewusstseinsschulung der Orgodynamik von Gabrielle Plesse-St.Clair vor, die in ihrer Dissertation den anspruchsvollen Versuch unternommen hat, eine sehr komplexe Lehr- und Seminarpraxis nach wissenschaftlichen Kriterien zu dokumentieren und auszuwerten, und damit einer oft erhobenen, aber selten eingelösten Forderung nachkommt, gerade transpersonal orientierte Lehre auch in ihren grund legenden Orientierungen und Methoden transparent und überprüfbar zu machen. Dem schließt sich die Auswertung einer empirischen Befragung von Praktikern des Playbacktheaters durch Wilfried Belschner, Heinrich Dauber und Peter Fischer an, die auf dem von Belschner entwickelten Fragebogen zur Erforschung von Bewusstseinszuständen (OTB-PH) basiert und ergänzt wird durch einen subjektiven Erfahrungsbericht von Katrin Rauber. Wie Bewusstseinsforschung in soziale Bewegungen und kreative Felder integriert werden kann, beschreiben der Amerikaner Jonathan Fox, Begründer des Playback theaters mit seinem Beitrag über „Nachbarschaftsplayback“ und der Australier John Croft, Mitbegründer der Gaia-Foundation in Australien, der heute ein Bildungszentrum am Bodensee betreibt, mit einem Beitrag über das von ihm entwickelte Konzept des „Dragon Dreaming“, einer partizipatorischen Planungsmethode für nachhaltige Kommunalentwicklung. Am Ende stehen wie immer Rezensionen von Neuerscheinungen, die der Redaktion wichtig erscheinen (Heinrich Dauber über Geseko von Lüpke: Zukunft entsteht aus Krise; Stefanie Spessart-Evers über Ingrid Riedel: Mystik des Herzens; Ulla Pfluger-Heist über Regina Weiser, Angela Dunemann: Yoga in der Traumatherapie.) Wir gehen ein zweites Mal das Risiko ein, Sie mit eingestreuten Karikaturen zum Schmunzeln, vielleicht sogar zum Lachen zu bringen, und hoffen, dass Sie dies angesichts der Themen nicht unpassend finden. Wie immer freuen wir uns über kritische, aber auch über zustimmende Leserreaktionen und wünschen Ihnen bereichernde, nachdenkliche und vergnügliche Lektüre.

Heinrich Dauber Dorothee Wienand-Kranz

Veröffentlicht
2011-08-02