Intuition als Schlüsselkompetenz im 21. Jahrhundert
Wissenschaftliche Grundlagen, berufliche Anwendung und transrationale Weiterentwicklung
Zusammenfassung
Der Begriff der ‚Intuition‘ findet sich bereits seit rund 2500 Jahren als zentrales Konzept in Philosophie, Erkenntnistheorie und Theologie. Im Zuge der Industrialisierung und Rationalisierung der modernen Gesellschaft wurde die Beschäftigung mit Intuition jedoch allenfalls zum Randthema philosophischer Diskurse degradiert. In den letzten zwei Jahrzehnten konnte man jedoch wieder einen sprunghaften Anstieg des Interesses beobachten. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Intuition hält zunehmend Einzug in die Grundlagenforschung der Psychologie, Kognitions- und Neurowissenschaften und wird damit wieder als ernstzunehmender Faktor im Verstehen des menschlichen Geistes rehabilitiert (vgl. Gigerenzer 2008). Dazu gesellt sich ein Zeitgeist, der es offensichtlich immer leichter macht, Intuition wie auch verwandte Themenfelder wie Emotion, Kreativität und Achtsamkeit im Kontext von Beruf und Wissenschaft zu behandeln. Viele Menschen teilen die Erfahrung, dass wesentliche Erkenntnisse und Entscheidungen nicht nur durch rationale Leistung entstehen, sondern dass intuitives Vorgehen in seinen unterschiedlichen Facetten eine große Bedeutung bei der Bewältigung beruflicher Aufgaben hat und damit als professionelle Kompetenz gelten kann. Schließlich spielt die Integration von Intuition, als komplementärer Pol zur Ratio und Intellekt, eine entscheidende Rolle sowohl für ein zeitgemäßes Verständnis des eigenen Bewusstseins als auch in einer globalen Bewusstseinsevolution, die unsere Epoche maßgeblich prägt. In dem vorliegenden Beitrag möchte ich drei zentrale Perspektiven auf Intuition darstellen: 1. Intuition in der psychologischen Grundlagenforschung 2. Intuition als professionelle Kompetenz im beruflichen Umfeld 3. Intuition als Teil einer Bewusstseinsevolution